Rückblick Bewerbungshomepage

Der Beginn des Fernunterrichts war gleichzeitig eine gute Überprüfungsmöglichkeit für die Qualität der konzipierten Materialien zum selbstständigen Erstellen und Designen der Bewerbungshomepage. Folgend werden zentrale Erkenntnisse aus der Arbeit zusammengefasst, wobei ich auch die Lernenden selbst zu Wort kommen lassen möchte.

  • Stichwort: Selbstständiges Arbeiten & Einsatz des Dossiers

Im Grossen und Ganzen gelang es meinen Schülerinnen und Schülern gut, die Aufträge in Eigenregie zu erledigen. Hervorheben möchte ich jedoch, dass es sich hierbei um eine eher leistungsstarke Sekundarklasse Niveau A handelt, die bereits viel Vorwissen im Bereich des selbstständigen Arbeitens mitbringt. Mit anderen Klassen aus tieferen Niveaus hätte ich wohl gewisse Sequenzen geführter gemacht und deutlich weniger Text-Input bei den Aufgaben gegeben.
Die Lernenden orientierten sich am ausgehändigten Dossier und erforschten die Möglichkeiten meist intuitiv. Hie und da wurden Erklärvideos auf YouTube oder die Support-Seite des Webseiten-Anbieters konsultiert.

Die individuellen und anonymisierten Antworten auf die Frage «Wie erging es dir bei der selbstständigen Arbeit mit dem Dossier?» finden Sie hier.

  • Zeitlicher Aufwand

Während des Unterrichts investierten wir zwischen 12-14 Lektionen für das Erstellen der Bewerbungshomepage. Je nach Lern- und Arbeitstempo investierten die Schülerinnen und Schüler zusätzlich Zeit, um die Homepage sprachlich oder gestalterisch zu optimieren. Ungefähr die Hälfte der Klasse wurde während den 12-14 Unterrichtslektionen fertig, ohne zusätzlichen Aufwand (Stichwort: Selbstständige Hausaufgaben gemäss Arbeitsplan).

  • Kompetenzerwerb

Der verantwortungsbewusste und sensible Umgang mit eigenen Informationen im Internet wurde durch das Erstellen der Homepage gefördert. Die Schüler/innen lernten exemplarisch, wie sie sich digital professionell und adressatenorientiert präsentieren können. Die Lernenden konnten dadurch die vorherrschende Medienlandschaft besser verstehen, sie nutzten digitale Werkzeuge eigenständig und kritisch und hinterfragten dabei die sich bietenden Chancen und Risiken.

Zu erwähnen ist hier sicherlich auch, dass die Bandbreite bezüglich der Qualität der eingereichten Arbeiten im Rahmen des Üblichen war. Es zeigte sich schliesslich, wer lediglich das geforderte Minimum investierte und wer sich äusserst motiviert und intensiv engagiert hat. Es gab sowohl qualitativ ungenügende Arbeiten, die man auf diese Weise nicht gewinnbringend für den Bewerbungsprozess nutzen kann, als auch beeindruckende und äusserst professionelle Arbeiten.

Bei der Selbstreflexion zum eigenen Kompetenzerwerb zeigte sich bei vielen Lernenden, dass sie sowohl Kernkompetenzen aus dem Fach Deutsch wie auch aus dem Bereich «Medien und Informatik» erwerben und vertiefen konnten.

Die individuellen und anonymisierten Antworten auf die Frage «Was hast du konkret durch die eigene Arbeit an der Homepage gelernt?» finden Sie hier.

  • Mögliche Stolpersteine und Optimierungsmöglichkeiten

Zu Überprüfen bleibt beim Einsatz des Dossiers die Aktualität der Angaben, da sich die Webseiten-Anbieter ständig weiterentwickeln und die Websites mit neuen Features ergänzen. Das eigentliche Konzept bleibt meist mehrheitlich bestehen.

Unterschiede zeigten sich auch bei der Hardware der Lernenden. Wer an einem eigenen Computer mit grossem Bildschirm arbeiten konnte, hatte es leichter, als die Schüler/innen, die lediglich ihr Tablet zur Verfügung hatten.

Des Weiteren ist das Dossier sehr textlastig und bedingt genaues Lesen und strukturiertes Vorgehen. Gewisse Schüler/innen waren hier bezüglich Lesekompetenz und Selbstständigkeit teilweise überfordert.

Die individuellen und anonymisierten Antworten auf die Frage «Was würdest du optimieren/ändern?» finden Sie hier.

  • Und nun….Wie weiter?

Ob die Homepage und die eigene Visitenkarte schliesslich im Ernstfall eingesetzt werden, wird sich erst noch zeigen. Mehr als die Hälfte der Lernenden wird die Homepage definitiv oder eventuell für den Bewerbungsprozess nutzen. Hier wird sich auch zeigen, ob die Schülerinnen und Schüler die Tipps aus dem kriterienorientierten Schüler- und Lehrpersonenfeedback aufgreifen und umsetzen werden.

Anwendungskompetenzen Fachbereich Deutsch – Verknüpfung mit dem Lehrmittel „Sprachstarken 8“

Fortsetzung:

Ausgehend von der Planungshilfe der Sek Eins Höfe und dem Lehrmittel „Sprachstarken 8“ habe ich ein Brainstorming mit dem Schwerpunkt „Integration der Anwendungskompetenzen im Fachbereich Deutsch“ durchgeführt und meine Erkenntnisse und Ideen auf der unten beigefügten Übersicht festgehalten. Die Übersicht zum Lehrmittel „Sprachstarken 9“ folgt.

Die Übersicht ist weder komplett noch soll sie als Imperativ verstanden werden. Einzelne Ideen wurden bereits konkret durchgeführt, andere sind lediglich angedacht. Doch vielleicht gibt sie der einen oder anderen Lehrperson einen hilfreichen Input zur Integration der Anwendungskompetenzen.

Natürlich bin ich froh über konkrete Ergänzungen, Tipps, Erfahrungsberichte oder weitere Umsetzungsideen von anderen Deutschlehrpersonen… 😉

Übersicht Anwendungskompetenzen + Sprachstarken 8

Übersicht Anwendungskompetenzen + Sprachstarken 7

Audacity – Alternativen zu Online-Konvertern?

Halloween steht bevor und erneut wagten wir uns an das Erstellen von Gruselhörspielen. Auch dieses Jahr entstanden unheilvolle und furchteinflössende Klänge, welche wir an unserer Gruselnacht bei Kerzenschein und Pizza einweihten.

Insbesondere bei der Vorbereitung für die Arbeit mit Audacity habe ich dieses Jahr Anpassungen vornehmen müssen. Die aktuelle Version 2.3.2 unterscheidet sich nur minim von den Vorgängerversionen und das Handling des Online-Tonstudios ist noch intuitiver als zuvor. Dennoch mussten die Unterrichtsmaterialien dementsprechend aktualisiert und angepasst werden.

Ebenfalls thematisierten wir, ob, in welchem Rahmen und weshalb man Audiodateien von YouTube extrahieren und für eigene Projekte benutzen kann. Bei der anschliessenden Umsetzung musste ich feststellen, dass viele Online-Konverter Downloadlimiten festgesetzt haben und dass die Anzahl an unschönen Pop-ups zugenommen hat. Infolgedessen war die Arbeit mit unterstützenden Hintergrundgeräuschen dieses Mal komplizierter als ursprünglich angenommen.

Während einzelne Gruppen die Geräusche selbst nachstellten und mit dem Smartphone akustisch festhielten, wichen andere auf die von mir vorgeschlagene Alternative von digitalen Geräuschedatenbanken aus. Auch hier stellten sich jedoch Hürden, wie beispielsweise die limitierte Downloadanzahl oder das zusätzliche Registrieren auf den entsprechenden Webseiten. Allerdings ergaben sich auch spannende Diskussionen zu den Lizenzen der einzelnen Dateien. Bei den Gesprächen offenbarte sich mir, welch grosses Novum das Vorhandensein von und der Umgang mit Lizenzen, sowohl bei Bild- als auch Audiodatein, für die Lernenden darstellt. Ein spannender Anknüpfungspunkt für den Medien- und Informatikunterricht…
Als Converter-Alternative eigneten sich die Datenbanken jedoch gut und die Suche verlief meist schnell und effizient, sofern die Suchbegriffe auf Englisch verfasst waren.

Ich blicke erneut auf ein vielfältiges und spannendes Projekt zurück, wobei ich weiterhin auf der Suche nach Optimierungsmöglichkeiten im Bereich der Vertonung und akustischen Bearbeitung bin.

Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht: Die Fotostory

Die Idee einer Fotostory im Literaturunterricht ist keineswegs neu, sondern gehört bei den digitalen Ansätzen wohl eher bereits zum «alten Eisen». Im Sommer werde ich meine erste eigene Klasse abgeben. In einem melancholisch angehauchten Moment blättere ich in der gemeinsam erstellten Fotostory zum Jugendroman «Romeo und Jabulile»: eine Reminiszenz an kreative Literaturstunden aus der Zeit der 1. Oberstufe.

Im Anschluss an die gemeinsame Lektüre wurde damals ein handlungs- und produktionsorientierter Ansatz gewählt. Dabei sind wir folgendermassen vorgegangen:

  1. In Gruppen haben die Lernenden ausgewählte Kapitel Revue passieren lassen und Schlüsselszenen herausgearbeitet.
  2. Die Protagonisten wurden einzelnen Lernenden zugeteilt. Jede Schülerin und jeder Schüler musste zwingend auf einem Standbild ersichtlich sein.
  3. Es wurde geplant, an welchen Orten, mit welchen Requisiten und mit welchen Kameraperspektiven die Schlüsselszenen abgebildet werden sollten. Eine Skizze/ein Storyboard half bei der Visualisierung der Idee. (vgl. Arbeitsauftrag)
  4. Die Fotos wurden geknipst und per Microsoft Teams oder Microsoft OneDrive auf die Tablets geladen. Einzelne Lernende teilten die erstellten Ordner oder erstellten einen Gruppenchat.
  5. Die Fotos wurden in eine von mir erstellte Word-Vorlage hochgeladen.
  6. Erneut vertieften sich die Jugendlichen nun im Originaltext. Die Schlüsselszenen wurden mit Originalpassagen aus dem Buch ergänzt.
  7. Die Fotos selber wurden mit Sprech- und Gedankenblasen ergänzt. Kreative Dialoge und sprachliche «Neuschaffungen» waren die Folge davon.
  8. Die Schlüsselsequenzen wurden mir schliesslich zugesendet. Nach Überprüfung und weiteren Anregungen sammelte ich die einzelnen Word-Dokumente, fügte sie zur Fotostory zusammen und stellte sie anschliessend den Lernenden in ausgedruckter Version zur Verfügung.

Aus mehreren Gründen begrüsste ich die kreative Arbeit am Computer:

  • Überfachlich wurden so Anwendungskompetenzen aus dem Modullehrplan «Medien und Informatik» produktionsorientiert erworben und vertieft. (Ansätze: kooperative Lernformen, Textverarbeitungsprogramme, Medienproduktion, Medienanalyse / vgl. Jahresplanung «M&I»)
  • Persönliche Bezüge zum Text wurden initiiert und dadurch auch die Freude und Kreativität im Umgang mit Literatur geweckt.
  • Durch die intensive Arbeit an den zugeteilten Kapiteln und der Auswahl an Schlüsselszenen wurde die Texterschliessungskompetenz der Jugendlichen gefördert.
  • Die Jugendlichen mussten sich überlegen, wie sie sich selbst auf Fotos, die anderen zugänglich gemacht werden, darstellen und inszenieren.

Weitere Überlegungen und Ideen für eine nächste Umsetzung:

  • Anstatt einer Fotostory, die digital erstellt wird, jedoch in einer gedruckten Papierbroschüre mündet, wäre hier zu überlegen, ob die Fotostory nicht auch über geschützte Räume in sozialen Netzwerken erstellt werden könnte. Beispielsweise: Fotostory als Snapchat-Story oder Sammlung der Schülerproduktionen auf einem Instagram-Account.
  • Anstatt die Fotostory nach der Lektüre als Endprodukt zu initiieren, könnte die Fotostory ein lesebegleitendes Element im Unterricht sein. Literarische Gespräche über die ausgewählten Schlüsselszenen und die Darstellung durch die Lernenden könnten äusserst interessant werden.
  • Auch könnten die Lernenden das abgeschlossene Buch durch ihre eigene Fotostory weiterführen oder vertiefen. Wie geht es weiter mit den Protagonisten? Gewisse Szenen könnten abgeändert und die dadurch entstandenen Auswirkungen auf das weitere Geschehen thematisiert werden.

Zugegebenermassen haben die genannten Möglichkeiten ihre eigenen Vor- und Nachteile. Der Handlungs- und Produktionsorientierung messe ich persönlich bei literarischen Texten aber weiterhin einen hohen Stellenwert bei. In ein paar Wochen starten wir mit der nächsten Lektüre.

«Die Welle» soll es dieses Mal sein. Umsetzungsideen vorhanden – Update folgt.

Texte schaffen am Computer – Ein notwendiges Übel der Zeit?

Kürzlich war ich auf Besuch bei einem guten Freund, der zwar kein Lehrer ist, allerdings Germanistik studiert. Wir diskutierten, ja stritten uns darüber, ob das Schreiben von Aufsätzen am Computer «zum Zerfall der deutschen Sprache» (Zitat Kollege) beiträgt. Die Aussage war wohl nicht ganz ernst gemeint und in vielen Punkten waren wir einer Meinung, doch irgendwie hat mich die ganze Diskussion nicht losgelassen und auch später noch beschäftigt.

Ich selbst schreibe vieles von Hand. Im Studium haben wir gelernt, dass das handschriftliche Anfertigen von Notizen zu einer grösseren Verarbeitungstiefe führt. Dabei besteht ein direkter Zusammenhang zwischen dem Umformulieren und Restrukturieren von fremden Ideen und der bewussten inhaltlichen Verarbeitung beim Schreibprozess. Klingt ja durchaus einleuchtend, macht Sinn…und schliesslich bin ich ja auch so aufgewachsen: In der Schule hatten wir keine Tablets oder ein schickes Smartboard; der Stift war unser einziger Feind (ähh Freund). Gerne geschrieben habe ich nämlich nie, das hat sich heute geändert.

Deutschlehrpersonen können ein Lied von der teils mühseligen Korrektur von Texten nach formalen Kriterien singen. Von vielen Seiten höre ich aus meinem Berufsfeld und aus meinem Bekanntenkreis, „dass die heutige Jugend keinen anständigen Satz mehr schreiben kann. Die Jugendlichen kleben ja nur noch an ihren Bildschirmen, ein gutes Buch dient selten dem Zeitvertreib.“  Nun gut, als Deutschlehrer muss ich ja irgendwie Stellung beziehen… Die Behauptungen mögen zum Teil ja berechtigt sein, dennoch haben sie viele Ursachen und stehen meines Erachtens in keinem direkten Zusammenhang zur Digitalisierung.

Als Reallehrperson stelle ich fest, dass ein Grossteil meiner Klasse Probleme mit der Grammatik und Rechtschreibung hat. Die Korrektur und Überarbeitung von Texten gestaltet sich schwierig, das Blatt wird in rote Farbe getunkt und die Frustration steigt – auf beiden Seiten. Irgendwie kommt mir das bekannt vor aus meiner Schulzeit…

Spätestens seit der Einführung des LP21 steht nun fest, dass auch im Deutschunterricht Anwendungskompetenzen aus dem Bereich „Medien und Informatik“ gefördert werden sollen. Dazu gehört auch die Arbeit mit Textverarbeitungsprogrammen. Dies führt bei einigen meiner Kolleginnen und Kollegen zu Unmut: Im Deutschunterricht steht nun noch weniger Zeit zur eigentlichen Arbeit an der Sprache zur Verfügung! Ganz nüchtern betrachtet durchaus korrekt, doch meines Erachtens kann die Zeit auch intensiver genutzt werden.

Bei einem Grossteil meiner Aufsätze machen sich meine Schülerinnen und Schüler die Korrekturfunktion von Word zu Nutze. Die handlungsorientierte Einführung braucht Zeit, lohnt sich jedoch. Des Weiteren habe ich mit ihnen verschiedene online-Rechtschreibhilfen angeschaut und thematisiert, wie beispielsweise «LanguageTool» oder die online Rechtschreibprüfung von Duden. Die Schülerinnen und Schüler werden dadurch auf ihre sprachlichen Schwierigkeiten  aufmerksam gemacht und sensibilisiert, ausserdem erhalten sie umgehend Vorschläge, Alternativen und Theorieerklärungen zu den gemachten Fehlern. Seither gibt es weniger schnippende Finger im Raum, die Schüler/innen können sich selber helfen.

Hinzu kommt, dass ich als Lehrperson Texte auf Word schneller überarbeiten und differenziertere Hilfestellungen anbieten kann. Die Korrekturfunktion von Word ermöglicht es mir, einzelne Textausschnitte hervorzuheben und mit kurzen Kommentaren zu versehen (vgl. Beispiel Schüleraufsatz). Der ursprüngliche Text bleibt bestehen und die Lernenden erhalten die Möglichkeit, den Text unter Berücksichtigung meiner Hilfestellungen und Anregungen zu überarbeiten.

Des Weiteren ist bekannt, dass der Schreibprozess keineswegs linear ist. Textabschnitte werden gestrichen, verändert oder hinzugefügt. An der Sprache wird «gearbeitet», ein Text wird «geschaffen». Bei einem von Hand geschriebenen Text (lineare Ausführung, nicht-linearer Prozess) führt das a.) wie bei mir zu einem visuellen Chaos, b.) zu einer Schreibblockade oder c.) zu Schreibhemmungen, die wiederum dazu führen, dass der Text, trotz vielleicht prickelnder Ideen, so belassen wird, wie er eben gerade niedergeschrieben wurde. Viele meiner Schülerinnen und Schüler teilen mir mit, dass sie lieber am Computer schreiben, da es für sie so leichter ist, Ideen auszuformulieren und Texte zu bearbeiten.

Kann man also die Provokation meines Kumpels umdrehen und behaupten, dass der Computer die deutsche Sprache rettet? Naja, nicht wirklich… Fehler wiederholen sich weiterhin, sodass mir die Haare zu Berge stehen, die Ideenfindungsphase gestaltet sich nach wie vor schwierig, Grammatik- und Rechtschreibfehler liegen trotz Korrekturprogrammen und Rechtschreibhilfen an der Tagesordnung.

Fazit: Texte schaffen ist und bleibt harte Arbeit; ist anspruchsvoll, mühsam, zeitweilen kreativ und erfüllend, häufig aber auch frustrierend. Das Medium ändert, die Schwierigkeiten bleiben bestehen, aber neue Möglichkeiten zeigen sich.

Vor zwei Wochen musste ich einer Schülerin ihr Bewerbungsschreiben für die Schnupperlehre ausdrucken. Einzelne Fehler gab es zwar noch, dennoch war das Schreiben sowohl inhaltlich als auch sprachlich ansprechend verfasst. Als ich sie darauf ansprach, hat mich ihre Antwort gefreut: «Deutsch ist eigentlich nicht so mein Ding. Leider können mir meine Eltern nicht helfen, deshalb bin ich froh, dass mir wenigstens mein Tablet ein bisschen hilft.»

Die Schnupperlehre hat sie schliesslich gekriegt.

Gruselnacht bei Kerzenschein – Mein eigenes Hörspiel

Beispiel Hörspiel: Das geheimnisumwobene Kloster (Samuel & Lukas)

Gruselgeschichten fesseln uns, sorgen für Gänsehaut, lassen die Haare zu Berge stehen und faszinieren uns seit jeher. Ausserdem sind sie auf textueller und struktureller Ebene anspruchsvoll. Eine gute Gruselgeschichte erzeugt Spannung, schafft eine Atmosphäre, die zum Eintauchen einlädt, zeichnet sich aus durch passenden Wortschatz, einen unwiderstehlichen roten Faden und eine gekonnte Leserführung.

Motiviert durch die Kooperation mit der PHSZ entschied ich mich dazu, das Projekt «Gruselgeschichte» noch einen Schritt weiterzutreiben. Nachdem die Gruselgeschichten erarbeitet und geschrieben wurden, wurden die Geschichten als Hörspiel aufbereitet und vertont. Dabei arbeiteten wir mit dem Gratis-Tonstudio «Audacity», bei dem mehrere Tonspuren übereinandergelegt und bearbeitet werden können. So hatten die Schüler/innen die Möglichkeit, den selbstgeschriebenen Text packend, angeleitet durch Kriterien, vorzulesen und anschliessend mit Hintergrundgeräuschen wie knarrenden Dielen, raschelnden Zweigen oder seltsamen Fusstritten in der Ferne aufzupeppen. Die Arbeit am Text war intensiv, kreativ, die Lernenden motiviert.

Lediglich die Arbeit mit Audacity war zu Beginn eine Herausforderung. Nachdem alle Schüler/innen das Programm auf ihrem Tablet heruntergeladen und installiert hatten, machte ich eine Einführung ins Programm. Auch stellte ich ein persönliches Nachschlagewerk in der Form einer Broschüre zusammen, welches den Lernenden die Grundfunktionen von Audacity näherbrachte. Das Kennenlernen des Programms und die Auseinandersetzung damit waren für viele Lernende eine wirkliche Herausforderung, einige waren überfordert. Auch war das Projekt zeitintensiv, insbesondere die Arbeit mit dem Tonstudio. Dadurch dass die Lernenden mit Hilfe der Broschüre selbstständig arbeiten konnten, hatte ich allerdings die Möglichkeit, auf vorhandene Fragen und Schwierigkeiten individuell einzugehen. Hier war das Vorwissen der Lernenden unterschiedlicher wie es nicht sein könnte. Einzelne Schüler/innen benutzten auch privat mit Audacity verwandte Programme und hatten keine Schwierigkeiten mit der Bearbeitung mehrerer Tonspuren. Andere begannen bei Null und mussten schrittweise an Audacity herangeführt werden. Dennoch: Das digitale Tonstudio ist äusserst benutzerfreundlich und die Grundfunktionen können relativ schnell erlernt und ausgeschöpft werden. Integrativ thematisierten wir dabei auch, ob, in welchem Rahmen und weshalb man Audiodateien von YouTube extrahieren und für eigene Projekte benutzen kann.

Schliesslich reüssierten alle Lernenden mit der Vertonung ihrer eigenen Gruselgeschichte. An einer kalten und nebligen Novembernacht versammelten sich die Klassen bei Kerzenschein und diabolischen Klängen um die erstellten Hörspiele einzuweihen. Edgar Allen Poes Klassiker «The Tell-Tale Heart» bildete den Auftakt, bevor die Schülerkreationen ihre Wirkung entfalteten. Gemeinsam lauschte man den nervenaufreibenden Produktionen, kicherte über kleinere Versprecher und genoss den gemeinsamen Abend beim gemütlichen Beisammensein. Der Höhepunkt bildete schliesslich eine CD mit den Hörspielen aller Lernenden. Ein Abend, der in bester Erinnerung bleiben und durch die CD hoffentlich noch lange weiterleben und nachhallen wird.

Marc Helbling, November 2017

Streiten im Deutschunterricht – Pädagogisch begründet :-)

Als wir neulich die direkte Rede im Unterricht thematisierten und mir wieder einmal auffiel, wie sehr das Wort «sagen» geliebt wird und wie wenig sprachliche Varietät vorhanden ist, entschied ich mich dazu, die redeeinleitenden Verben verstärkt zu thematisieren.

Das Leben ist spannend, abwechslungsreich und voller Emotionen. Dies soll auch durch unsere Sprache widergegeben werden. Nachdem wir uns vertieft mit verschiedenen redeeinleitenden Verben und deren Synonymen auseinandergesetzt haben, stiess ich die Schüler/innen ins kalte Wasser. «Handy hervor – wir streiten jetzt», hiess es meinerseits. Unsichere Blicke, freudiges Grinsen.

Ich bat die Lernenden, sich im Schulhaus zu verteilen und gab eine Streitsituation mit offenem Ende vor. Die Schüler/innen sollten das spontane Streitgespräch gleichzeitig mit dem Voice-Recorder ihres Smartphones während genau einer Minute aufzeichnen. Anschliessend versammelten wir uns wieder im Klassenzimmer und die Lernenden hörten sich mit ihren Kopfhörern nochmals beim Streiten zu. Anschliessend schrieben sie das Gespräch nieder, individuell, und übten so die Zeichensetzung bei der direkten Rede und den abwechslungsreichen Gebrauch von passenden redeeinleitenden Verben. Grammatikunterricht war plötzlich interessant, der Anteil echter Lernzeit hoch.

Besonders interessant war anschliessend der Vergleich der geschriebenen Texte. Welche redeeinleitenden Verben wurden von welchen Lernenden benutzt und wie wurden Emotionen wahrgenommen und anschliessend sprachlich wiedergegeben. So kam es vor, dass eine Schülerin die direkte Rede mit dem Verb «quasseln» und eine andere Schülerin dieselbe Situation mit dem Verb «zurechtweisen» einleitete.

 

Marc Helbling, November 2017

Etherpad – Freies Schreiben im Fremdsprachenunterricht

Etherpad im Französischunterricht

Während einer Lektion pro Woche steht bei uns auf der Sekundarstufe im Französischunterricht „Begabungs- und Begabtenförderung“ auf dem Programm. Dabei handelt es sich um ein Zeitgefäss, welches den Lernenden in Kleingruppen individuelle und interessengeleitete Zugänge zur Sprache bieten soll.

Perspektivenwechsel war also gefragt! Die einzig richtige Schlussfolgerung hinsichtlich der Lektionsplanung war meines Erachtens, dass ich die Schüler/innen selbst entscheiden oder zumindest mitbestimmen lasse, an welchen Themenbereichen sie arbeiten möchten. Die Zugrichtung war klar: freies Sprechen, freies Schreiben und Wortschatzübungen. Inspiriert durch die Weiterbildungswoche „Medien und Informatik“ an der PHSZ, entschied ich mich dazu, im Bereich „freies Schreiben“ Etherpad auszuprobieren.

In einem ersten Schritt erarbeiteten sich die Schüler/innen in einem Repetitionsauftrag den grundlegenden Wortschatz zur Unité 2 mit Hilfe von Quizlet. Anschliessend thematisierten wir gemeinsam gängige Satzstrukturen und Ausdrucksmöglichkeiten im Französischunterricht. Danach stiess ich die Schüler/innen ins kalte Wasser.

Auf Etherpad sollten sie nun in Kleingruppen eine Geschichte schreiben und sich dabei am Vokabular der Unité 2 und an den besprochenen Satzstrukturen orientieren. Schön zu beobachten war, dass ausnahmslos alle Schüler/innen an der Geschichte teilnahmen, ihren Beitrag leisteten, sich gegenseitig kontrollierten und korrigierten. Die synchrone Kommunikation erlaubte es den Lernenden, gegenseitig von einander zu profitieren und gleich Stellung zu beziehen. Nicht selten kam es vor, dass einzelne Schüler/innen intrinsisch motiviert im Internet nach weiteren Worten, Satzstellungen oder Ausdrücken suchten.

Von der Lektion konnten alle Lernenden profitieren, Französisch (und dann erst freies Schreiben AUF FRANZÖSISCH!) machte Spass!

Auszug Etherpad 1

Auszug Etherpad 2

Marc Helbling, September 2017