Die vielfältigen Möglichkeiten von ChatGPT und anderen KI-Tools haben unsere Schule erreicht. Vieles ist neu, ungeklärt und herausfordernd, aber sehr spannend! Was waren unsere erste Erfahrungen und Annäherungsversuche. Welche Herausforderungen und Chancen haben sich bis jetzt ergeben. Eine Momentaufnahme.
KI und Lehrpersonen
Seit gut einem Jahr sorgt der Chatbot ChatGPT für Schlagzeilen, Beiträge und Diskussionen rund um das Thema Künstliche Intelligenz. Im Februar 2023 hat die Schulleitung das Thema an der Schulkonferenz aufgegriffen. Dabei wurden erstaunliche und faszinierende Möglichkeiten von ChatGPT gezeigt, auf offene Fragen hingewiesen und erste, kurze Diskussionen geführt. Das Ziel war die Lehrpersonen zu sensibilisieren und das Thema mit einer gewissen Gelassenheit proaktiv anzugehen. Der Konsens war und ist breit, dass Verbote sicher der falsche Weg sind und dass es darum geht, die neuen Möglichkeiten auf allen Ebenen zielgerichtet zu nutzen, zu verstehen und zu hinterfragen.
Um das Feld der interessierten Einzelnutzerinnen und -nutzer zu vergrössern, bot der interne pädagogische ICT Support (=picts) bereits im März 2023 für Lehrpersonen erste Workshops zu KI an.
In einigen Klassen bot der picts zusammen mit interessierten Lehrpersonen Unterrichtsreihen mit dem KI-Texter „Neuroflash“ an. Dabei lernten die Schülerinnen und Schüler verschiedene Textarten gezielt mit KI genieren zu lassen. In den Lektionen war es auch ein Anliegen, die Funktionsweise auf eine einfache Art vorstellbar zu machen und über Bedeutung von KI in den Schulen zu diskutieren.
Wie bei den Lehrpersonen gab es einzelne Jugendliche, welche privat z.B. ChatGPT bereits nutzten. Obwohl noch nicht breit gefördert, war es den Schülerinnen und Schülern z. B. erlaubt, KI beim Erstellen ihrer Vertiefungsarbeiten im Frühjahr 2023 zu nutzen. So konnte es z.B. spannend sein, welche Forschungsfragen KI zu einem Thema stellen oder wie die KI das Thema gliedern würde. Wie erwähnt, wurde KI erst von wenigen für die Abschlussarbeit benutzt, zumal mit der Vertiefungsarbeit z. T. schon im Februar begonnen wurde. Die Abmachung war, dass der Einsatz der KI mit der betreuenden Lehrperson abgesprochen und transparent erfolgen sollte.
Einzelne Lehrpersonen nutzen KI für ihre schulischen Zwecke bereits aktiv. Diese wird für Recherche, Fragen und Zusammenfassungen zu Themen, zum Anpassen von Texten, zur Erstellungsunterstützung von Kompetenzrastern usw. eingesetzt. Ebenfalls haben wir einen Poweruser, welcher KI nicht nur in seinen Informatikfächern sehr spannend einsetzt.
Ein aktueller, interner picts-Workshop, welcher zeigt, wie man z.B. im Bildnerischen Gestalten mit Schülerinnen und Schülern mittels KI Bilder generieren und bearbeiten kann, aber auch den Fragen nachgeht, was Kunst ist und wer die eigentliche digitale Künstlerin ist, wurde sehr gut nachgefragt. So steigt das Interesse und die KI-Kompetenz der Lehrpersonen kontinuierlich.
KI und Schülerinnen und Schüler
Wie bei den Lehrpersonen gab es seit Beginn der KI-Welle Jugendliche, welche schon früh mit KI Versuche und Arbeiten machten. Wie z. B. die Unterrichtsreihen mit „Neuroflash“ gezeigt haben, gab es im April Klassen, in denen ChatGPT praktisch nicht genutzt wurde oder bekannt war. In anderen Klassen waren die Tools aber schon vielen bekannt und sie hofften, hier noch eine Weile Vorsprung auf ihre Lehrpersonen zu haben. Die Unterrichtsreihe mit dem KI-Texter Neuroflash haben die Jugendliche interessiert mitgemacht und so verschiedene Textsorten hergestellt. Gerne hätten aber auch sie mit einem umfassenderen Tool wie ChatGPT gearbeitet und die Möglichkeiten breiter ausprobiert und genutzt. Im Rahmen eines von vielen Blockwochenangeboten konnten kürzlich Schülerinnen und Schüler verschiedener Niveaustufen gemeinsam eine Woche zu und mit Künstlicher Intelligenz arbeiten. Das Angebot stiess bei den Jugendlichen auf grosses Interesse. Im Rahmen dieser Blockwoche konnten die Teilnehmenden sich für einmal vertieft und kreativ mit Wissen zur Anwendung, mit Fragen zur Funktionweise von KI und ethischen Fragen auseinandersetzen.
Technische Herausforderungen
Die KI-Verfügbarkeit ist häufig mit dem Anlegen von individuellen Benutzerkonten verbunden. D. h. es müssen E-Mailadressen angeben und Konti eingerichtet werden. Die Angebote sind gratis oft nur eingeschränkt nutzbar und sind Änderungen unterworfen. Was vor zwei Wochen noch gratis verfügbar war, gibt es nur noch im Zahlbereich oder wird in der Nutzung noch stärker eingeschränkt. Gerade mit personalisierten Konten stellen sich Fragen des Datenschutzes, so dass diesbezüglich mit Bedacht gearbeitet werden muss.
Neu ist „Bing Chat Enterprise“ für Lehrpersonen unserer Schule geschützt und gratis verfügbar, was sehr attraktiv ist. Unsere Schülerinnen und Schüler haben auf Bing Chat über ihr Microsoftkonto keinen Zugriff. Dies würden wir als interessante Möglichkeit betrachten, ist aber momentan seitens Microsoft nicht vorgesehen. Auf Umwegen können Jugendliche aber wie alle Internetuser Bing Chat eingeschränkt nutzen. Direkte persönliche Konten bei ChatGPT sind für Schulen nicht sinnvoll und möglich, da dazu z.B. Schülerinnen und Schüler ihre persönliche Handynummer angeben müssten. So gibt es immer mehr kommerzielle Anbieter wie „schulki“ oder „fobizz“, welche kostenpflichtig gezielte und geschützte KI-Leistungen anbieten. Diese Angebote sind bezüglich Datenschutz sehr gut aufgestellt. Leider ist der KI-Gebrauch über diese Kanäle recht teuer. Zudem sind die uneingeschränkten Angebote von Bing Chat Enterprise oder ChatGPT usw. wesentlich breiter und attraktiver in der Nutzung. Als weitere Möglichkeit stellt eine Lehrperson von seinem persönlichen, kostenpflichtigen ChatGPT-Konto eine Schnittstelle teilweise zur Verfügung, so dass die Schülerinnen und Schüler ohne die Bekanntgabe von persönlichen Daten ChatGPT nutzen können.
Als Schule sind wir interessiert, unseren Schülerinnen und Schülern KI gleichberechtigt, geschützt – d. h. unter Bekanntgabe von möglichst wenig personenbezogenen Daten – zur Verfügung stellen zu können.
Wie und wieso Künstliche Intelligenz
Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler sollen KI aktiv nutzen. KI in der jetzigen Verfügbarkeit kann beim Lehren und Lernen durchaus unterstützend sein. So könnten z. B. Jugendliche im Fach RZG der KI den Auftrag zu geben, als Christoph Kolumbus und Kapitän der Santa Maria zu antworten. So könnte eine Schülerin ein Chat-Gespräch mit dem KI-Christoph Kolumbus führen und viel über die Seefahrt und die Entdeckungsreisen der damaligen Zeit auf eine spielerische Weise erfahren und danach erworbenes Wissen vergleichen oder überprüfen.
Nebst diesem Anwendungswissen soll den Schülerinnen und Schülern aber auch vermittelt werden, wie KI auf verständlicher Stufe funktioniert und darum auch viele überzeugende Fehler macht. (Hier kann z.B. soekia.ch ein Sprachmodell wie ChatGPT eindrücklich erklären.) Gemäss der Idee des Dagstuhl-Dreiecks sollen sich Jugendliche auch mit ethischen und gesellschaftlichen Fragen im Zusammenhang mit KI auseinandersetzen.
Auch indirekt gibt es in Schulen z. B. über den Einsatz von adaptiven Lernplattformen, bei Autokorrekturen, bei der Unterstützung von Suchanfragen usw. zunehmend Berührung mit KI.
In diesem Sinne wollen wir die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz aktiv kritisch nutzen. Wir wollen unsere Schülerinnen und Schüler für die Welt von morgen oder auch übermorgen vorbereiten. Wir sind gespannt.