Umgang mit KI bei der Beurteilung: Warum Eigenständigkeit nicht das Ziel ist

Die Frage, wie Lehrpersonen den Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei der Bewertung von Leistungen handhaben sollten, ist so dringend wie schwierig zu beantworten. Ich möchte nicht behaupten, die beste Lösung gefunden zu haben, aber ich teile gerne meinen persönlichen Ansatz. Besonders weil ich weiss, dass viele Lehrpersonen selber noch nach einem funktionierenden und konsistenten Ansatz suchen. Beim Thema KI ist unsere erste Reaktion oft eine gewisse Ratlosigkeit, da die für viele LPs wichtigste Frage: „Wie kann ich denn bewerten, ob und was SuS alles eigenständig gemacht haben?“ nie zufriedenstellend beantwortet werden kann. Und da auch ich bis heute keine gute Antwort auf diese Frage gefunden habe, habe ich beschlossen, dass die eigentliche und einzig relevante Frage immer noch dieselbe wie vor dem Aufkommen der KI ist:
„Wie gut konnten die SuS das Lernziel erreichen und wie kann ich das bewerten?“.

Symbolisches Beispiel für eine schlechte Nutzung von KI im Unterricht:
Die KI dient als unnötige Krücke, welche den Kompetenzerwerb behindert.
Das Ziel „Rennen lernen“ wird verfehlt und ist nicht beurteilbar.

Besteht das Ziel im Erwerb einer Grundkompetenz?

  • Wenn das Ziel darin besteht eine Grundkompetenz zu erwerben, z.B. das Schreiben von Textsorte X, ist eine starke Beschränkung oder nur ein sehr gezielter Einsatz von KI angebracht. In diesem Beispiel könnte KI vielleicht am Ende des Themas für erweiterte Übungen eingesetzt werden. SuS könnten einen von einer KI geschriebenen Text auf die erlernten Kriterien überprüfen oder sich Feedback von einer KI zu einem eigenen Text geben lassen. Bei diesem ersten Erwerb einer Grundkompetenz ist die Nutzung von KI durch die SuS im Unterricht eher kontraproduktiv. Auch wenn sich ihr Einsatz im Unterricht als eine Art persönlicher Expertencoach für die SuS so auf den ersten Blick anbieten würde, ist er dem eigentlichen Ziel – dem Erwerb der Grundkompetenz – abträglich. Wenn die SuS eine KI zu Hause einsetzen, um das Unterrichtsthema besser zu verstehen oder die Grundkompetenz zu üben, ist das lobenswert und sollte nicht unterbunden werden.
  • Die KI jedoch in dieser Phase des Kompetenzerwerbs im Unterricht gezielt einzusetzen, halte ich für schwierig. Denn nur wer die Grundkompetenz, einen bestimmten Text eigenständig zu schreiben, erworben hat, ist in der Lage, einer KI effektive Anweisungen zum Schreiben eines solchen Textes zu geben oder die Ausgabe einer KI auf die Kriterien und Qualitäten einer guten Ausführung der eigenen Anweisung zu prüfen. Steht das Erlernen von Grundfähigkeiten im Mittelpunkt der Lerneinheit, eignet sich primär eine Theorie- oder eine Prozessnote, die nicht durch die zusätzliche Hilfe durch KI beeinflusst wurde. Zum Beispiel durch einen Leistungsvergleich der Schreibkompetenz vor und nach der Lerneinheit. Eine solche Bewertung des Lernfortschritts passt zum Ziel, zu lernen, wie man eine gute Textsorte X schreibt. Hierbei liegt der Fokus auf dem Lernprozess, nicht auf der bestmöglichen Qualität des Endprodukts.

Oder die bestmögliche Anwendung dieser Kompetenz?

  • Wenn hingegen das Lernziel darin besteht, eine bereits erworbene Kompetenz anzuwenden, um eine andere Kompetenz zu erwerben (z.B. eine Präsentation im Fach Geschichte erstellen), oder ein Lernprodukt in möglichst guter Qualität zu schaffen, wie zum Beispiel eine möglichst gute Bewerbung zu schreiben, sollte der Einsatz von KI gefördert und gegebenenfalls auch bewertet werden. Lehrpersonen sollten in diesem Fall die SuS ermutigen, KI zu nutzen und ihnen zeigen, wie sie KI zum Schreiben und Verbessern dieser Textsorte einsetzen können. Dies beinhaltet das Erlernen eines kompetenten Einsatzes von KI sowie die Nutzung der durch KI gesparten Zeit für die nötigen zusätzlichen Recherchen, z.B. zu Quellen, dem kritischen Prüfen der KI-Ausgaben, oder dem eigenständigen kreativen Verbessern oder Erweitern der Arbeit.
  • Wenn es also darum geht, dass die SuS ein Lernprodukt in bestmöglicher Qualität schaffen oder eine erworbene Grundkompetenz anwenden sollen, dann wäre es kontraproduktiv und sinnlos, ihnen den Einsatz von KI zu verbieten. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass SuS, denen in der Schule in solchen Fällen der Einsatz von KI verboten wird, in Zukunft grosse Nachteile haben werden. In ihrer nachschulischen Karriere wird es keine Rolle spielen, ob sie ihr Ziel mit oder ohne Hilfsmittel erreicht haben; von Bedeutung ist nur, wie gut das Ziel erreicht wurde.
Symbolisches Beispiel für eine gute Nutzung von KI im Unterricht:
Die KI dient als effektives Hilfsmittel, welche den Kompetenzerwerb fördert.
Das Ziel „schnelles Rennen lernen“ wird erreicht und ist beurteilbar.

Unterricht planen lernen vs. Unterricht planen

Um zu verdeutlichen, warum ich glaube, dass dies ein konsistenter Ansatz ist und um uns Lehrpersonen selber nicht von diesen Entwicklungen auszuklammern, möchte ich es an einem Beispiel aus unserem beruflichen Alltag verteutlichen:

  • Beim Erlernen der Unterrichtsplanung für Lehrpersonen ist es entscheidend, die grundlegenden Schritte selbst zu durchlaufen, ohne sich dabei auf KI zu stützen. Dies hilft beim Aufbau und Erwerb essenzieller Planungskompetenzen. Der vorzeitige Einsatz von KI könnte den Lernprozess beeinträchtigen, da das Ziel ist, die Fähigkeit der Unterrichtsplanung selbst zu erlernen und nicht eine bestmögliche Unterrichtsplanung für eine Lektion zu entwickeln. Prüfen könnte man dies z.B. durch eine händische Unterrichtsplanung ohne Hilfsmittel zu vorbestimmten Lernzielen. Auch wenn dies nicht der Praxis entspricht, prüft diese Beurteilungsform ob die Grundkompetenz zur Unterrichtslanung vorhanden ist.
  • Wenn das Ziel darin besteht, eine möglichst gute Lektion zu planen, dann kann der Einsatz von KI zur Unterstützung und Optimierung der Unterrichtsplanung sehr sinnvoll sein. Die KI könnte helfen, passende Lernmaterialien schneller zu finden oder die Lektion besser auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler abzustimmen. Die dadurch gewonnene Zeit könnte genutzt werden, um die geplante Lektion weiter zu verfeinern, zum Beispiel durch das Erstellen zusätzlicher interaktiver Inhalte oder das Einbinden differenzierter Lehrmethoden. Für eine Diplomlektion wäre deshalb der Einsatz von KI sinnvoll und produktiv – da die bestmögliche Qualität der Lektion im Mittelpunkt steht.
  • In diesem Kontext spielt es keine Rolle, ob die Lektion ohne technologische Hilfsmittel geplant wurde. Ob die coole Unterrichtsidee zu 100% von der LP selbst kam oder bei der Arbeit mit einer KI entstanden oder verbessert worden ist. Entscheidend ist die Qualität der Unterrichtsplanung selbst – dass sie gut strukturiert, verständlich, anregend, passend zu den Zielen und effektiv durchzuführen ist. Es ist mir wichtig, nochmals zu betonen, dass die Fähigkeit, etwas ohne KI tun zu können, die Grundlage dafür ist, beurteilen zu können, ob die Ausgabe der KI überhaupt das leistet, was wir möchten. Nur wenn wir die Prozesse und Prinzipien der von uns bei der KI in Auftrag gegebenen Arbeit selbst verstehen und beherrschen, können wir effektiv einschätzen, ob und wie KI-Tools uns dabei helfen können, unsere Ziele zu erreichen.

Empfehlung: Einsatz von KI einmal grundsätzlich und verbindlich zu regeln

Um den Umgang mit KI in Schülerarbeiten zu regeln und sicherzustellen, dass die Schüler KI verantwortungsvoll und kompetent nutzen, habe ich eine Art Bewertungsraster erstellt. Dieses Raster ergänzt die üblichen Bewertungskriterien und dient als ständiger Begleiter, der grundsätzlich regelt, wie wir möchten, dass KI eingesetzt wird, wie eigenständig gearbeitet werden muss, Quellen angegeben und KI-Inhalte kritisch hinterfragt werden sollen.

Mögliche Anweisungen für Lehrpersonen

  1. Bestimme die Lernziele: Überlege, was genau überprüft und gemessen werden soll. Wenn das eigenständige Formulieren von Texten eine Kernkompetenz ist, könnte die Nutzung von KI beschränkt werden, etwa durch einen Prüfungsmodus oder temporäres Deaktivieren des Internets.
  2. Setze klare Bedingungen für KI-Nutzung: Informiere die SuS, dass sie alle Inhalte in eigenen Worten erklären und verstehen müssen. Kläre, dass Kopieren und Einfügen ohne Verständnis zu Punktabzügen führt. Biete die Möglichkeit, Missverständnisse in persönlichen Gesprächen zu klären.
  3. Fordere eine fundierte Quellenarbeit: Erwarte, dass SuS die Ausgegebenen Sachinformationen einer KI immer prüfen und im besten Falle für alle genutzten Informationen 1-2 seriöse Quellen angeben. Stelle Richtlinien zur Quellenangabe bereit und betone, dass ChatGPT oder andere KI-Tools nicht als direkte Quellen gelten.
  4. Ermutige zur kritischen Auseinandersetzung mit KI: Biete die Möglichkeit, Bonuspunkte zu sammeln, wenn SuS in einem separaten Abschnitt Fehler, Falschinformationen oder seltsame Formulierungen in KI-Ausgaben auflisten und korrigieren.

Mögliche Anweisungen an die Schülerinnen und Schüler (SuS):

  • Bei der Nutzung von KI-Tools wie ChatGPT ist es wichtig, dass ihr die Inhalte versteht und in eigenen Worten wiedergeben könnt.
  • Bei dem Eindruck, dass Informationen ohne Verständnis übernommen wurden, gibt es Punktabzug. Die Grundanforderung ist, alles Geschriebene zu verstehen und erklären zu können.
  • Ihr habt die Möglichkeit, Abzüge zu revidieren: Kommt nach der Rückgabe der Bewertung auf mich zu und überzeugt mich in einem Gespräch von eurem Verständnis.
  • Macht die Nutzung von KI transparent, z.B. mit einer Bemerkung wie „Ich habe bei dieser Arbeit folgende KI-Tools eingesetzt:“.
  • Nutzt die durch KI eingesparte Zeit für sorgfältige Recherche und belegt jede Information mit 1-2 seriösen Quellen. ChatGPT zählt nicht als Quelle.
  • Bonuspunkte könnt ihr sammeln, indem ihr eure eingesetzten Prompts listet und aufzeigt, welche Fehler oder Ungereimtheiten ihr in der KI-Ausgabe gefunden und korrigiert habt.

Ihr findet eine kürzere schriftliche Version unter folgender Adresse: https://coda.io/@herrhuber/sekeinshofe-public/umgang-mit-ki-bei-der-beurteilung-19

Wie seht Ihr das? Ähnlich wie ich, oder komplett anders? Was gefällt Euch an meinem Ansatz? Woran stösst ihr euch? Ich freue mich über jedes Feedback!

Digitale Kompetenz: Entdeckendes Lernen vs. Schritt-für-Schritt-Anleitungen

Wahrscheinlich hat jede Lehrperson schon einmal diese Erfahrung gemacht: Wir zeigen den Lernenden einen einfachen Bedienungschritt z.B. wie sie ihre Bewerbungsunterlagen in einen ZIP-Ordner verwandeln. können und glauben das sei dann innerhalb kürzester Zeit erledigt. Ein-, zwei mal Ziehen mit der Maus, ein Klick hier, ein Klick da, rechte Maustaste und dann noch benennen und Voilà nach einer Minute wir haben es das erste Mal erklärt. Wir schauen in die Klasse und was sehen wir? Leere Blicke, ratlose Stille, die plötzlich von einem „SIEEEE chönd sie das numal zeige?“ unterbrochen wird. Natürlich können wir das nochmals zeigen! Was wären wir denn für Lehrer, wenn wir es nicht tun würden. Also nochmals ein-, zwei Mal Ziehen mit der Maus, ein Klick hier, ein Klick da, rechte Maustaste und dann noch benennen. So, das muss nun aber wirklich reichen. Und tatsächlich, die ratlosen Blicke sind verschwunden, alle sind nun fleissig am Klicken. Doch dann schiessen die ersten Hände Richtung Decke. „SIEEEE chönd sie mal cho ga luege?“ Natürlich komme ich, was wäre ich für ein Lehrer, wenn ich das nicht tun würde? Wir gehen also zum ersten Lernenden, der mit dem Finger auf den Bildschirm zeigt „Was muss ich jetzt mache?“. In aller Ruhe erkläre ich es einigen Schülern ein drittes Mal persönlich. Aus den geplanten 5 Minuten ist mittlerweile eine viertel Stunde geworden, nach der die Mehrheit es mittlerweile zwar geschafft hat, aber einige Lernende immer noch mit ratlosem Blick auf ihren Mauszeiger starren.

Abenteuerlich: Wie sich eine künstliche Intelligenz „Schüler eignen sich digitale Kompetenz selbstentdeckend an.“ vorstellt. #Midjourney

Es sind Momente wie diese, welche einen überzeugten digitalen Autodidakten und Selbstentdecker wieder zu einem Freund von Anleitungen gemacht hat. Es ist eben oft nicht nur einfach schnell schnell etwas zeigen, und selbst herausfinden lassen wie sie etwas das erste Mal tun sollen, ist zu zeitintensiv und mühsam. Konsequenterweise müsste ich dann auch die individuelle Anleitung auf Nachfrage verweigern, um den autodidaktischen Prozess nicht zu sabotieren. Die Problematik beim „Selbstentdecken“ besteht auch schlicht und ergreifend darin, dass sie nur insofern „selber entdecken“, als dass sie selber nach einer Anleitung suchen, statt dass die Lehrperson ihnen diese zur Verfügung stellt. Das ist eine gute Übung, aber oft nicht praktikabel und sinnvoll. Ich persönlich bin deshalb von meiner früheren Begeisterung für das „Selberentdecken“ wieder etwas weggekommen, hin zu visualisierten Anleitungen, welche sich auch viel besser und effizienter in selbstorgansierte Lernformen einbinden lassen. Ich nutze dazu eine App namens „Scribe“. Eine für den Browser kostenlose – für den Desktop kostenpflichtige App, welche für ausgeführte Schritte automatisch Anleitungen mit Text und Bild generiert. Im Prinzip muss ich die Schritte, die ich den Lernenden zeigen möchte, nur einmal selbst ausführen und erhalte dann Bild- und Texterklärungen von dem, was ich getan habe. Diese muss ich dann nur noch ein wenig ergänzen, oder sensible Daten auf den Screenshots zensieren. Die Anleitung kann ich dann als PDF exportieren, oder als Weblink den Lernenden oder auch anderen Lehrpersonen zur Verfügung stellen.

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Beispiel eines mit Scribe erstellten Anwendungsschrittes

Vielleicht habe ich Anleitungen auch deshalb wieder liebgewonnen, weil ich nicht mehr Klassenlehrer bin und mir als Fachlehrer mit vielen verschiedenen Klassen und noch weniger Lektionen einfach zu wenig Zeit zur Verfügung steht, um Lernende jede Anwendung selber entdecken zu lassen. Nach regelmässigem Einholen von Feedback kann ich auch ohne schlechtes Gewissen behaupten, dass die Lernenden die Anleitungen schätzen und mündlichen „Schaut alle mal nach vorne“-Erklärungen vorziehen. Mein Unterricht hat dadurch wieder an Struktur und effektiver Lernzeit gewonnen, da Lernende in ihrem eigenen Wissenstand und Tempo die Anleitungen nachvollziehen können. Wie immer im Dasein einer Lehrperson gibt es keine „One size fits all“-Lösung – sondern nur eine möglichst gute Lösung für eine ganz bestimmte Situation.

Beispiele von mit Scribe erstellten Anleitungen.

sekeinshöfe – Anleitungen | Scribe (scribehow.com)

Rückblick Physical Computing: Wir bauen uns ein CO2-Messgerät

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In den vergangenen Wochen haben wir uns im Fach Medien und Informatik intensiv mit Physical Computing beschäftigt und zum Ende der Unterrichtsreihe ein eigenes Projekt zum Bau eines CO2-Messgerätes durchgeführt. Den Unterricht haben wir grösstenteils in Doppellektionen gehalten, da so … Continue reading

2. Lektion Physical Computing: Postenarbeit

Die zweite Unterrichtseinheit zum Thema Physical Computing wurde als Doppellektion durchgeführt. Dadurch konnte die Unterrichtszeit deutlich effizienter genutzt werden und die Schülerinnen und Schüler setzten sich intensiv mit den einzelnen Arbeitsstationen zum Kennenlernen der verschiedenen Sensoren und Aktoren auseinander. Sie lernten unter anderem, wie mit der Programmierumgebung Snap4Arduino über Arduino-Mikrocontroller LEDs angesteuert werden und entwarfen gleich erste Ideen für Weihnachtsdekoration, verwendeten Displays und Servomotoren und nutzten unter anderem Schieberegler, Helligkeitssensoren und Kippschalter als alternative Eingaben zu Tastatur und Maus. Damit kamen sie mit vielen Konzepten der Informatik in Berührung:

  • Sie unterschieden zwischen analogen und digitalen Ein- und Ausgaben
  • Sie nutzten grundlegende Programmierkonzepte wie Iteration, Schleifen, Alternativen
  • Sie verwendeten Verlgeichsoperatoren
  • Sie verknüpften einzelne Programmteile um sensorgesteuerte Aktionen auszulösen

Rückblickend verlief der Unterricht gut und zielführend, es fehlte jedoch aufgrund der Vielzahl an Bauteilen die Zeit, alles auszuprobieren. Somit wurden nicht von allen Schülerinnen und Schülern auch alle Posten durchlaufen. Eine Überlegung für die Zukunft wäre, die Anzahl der Teile zu begrenzen und so sicherzustellen, dass im gegebenen Zeitrahmen jeder einmal mit jeder Art Sensor bzw. Aktor in Berührung kommt, anstatt beispielsweise fünf verschiedene analoge Sensoren ausgiebig zu testen – gleichzeitig wurde bei den Schülerinnen und Schülern aber auf die Weise das Interesse und die Motivation hochgehalten. Sie wirkten insgesamt sehr lernbegierig erfreuten sich an ihren Erfolgen.

Es fiel auf, dass die Wenigsten sich an die Anleitungen hielten. Viele wählten ein eher experimentelles Vorgehen und neigten dazu, bei auftretenden Problemen sofort die Lehrperson nach Hilfe zu fragen. Dies legt nahe, dass es für die Zielgruppe angemessener wäre, die textlastigen Anleitungen zu straffen und vielleicht stark ikonisiert bereitzustellen oder aber in Form von Challenge Cards aufzubereiten, die sich in anderen Kontexten bereits als sehr hilfreich erwiesen haben.

In der Nachbesprechung der Unterrichtseinheit ist das Thema fächerübergreifender Unterricht immer wieder ein Thema. Wir sind der Meinung, dass sich insbesondere das Thema Physical Computing sehr gut für einen fächerübergreifenden Unterricht nutzen liesse. Dies insbesondere auch hinsichtlich des grossen Zeitaufwandes, welcher in der regulären Einzellektion zwar bewältigbar ist, aber doch extrem knapp bemessen werden muss. Wenn die Lehrperson, welche das Fach Medien & Informatik unterrichtet, auch ein anderes Fach wie Natur & Technik, oder Technisches Gestaltet erteilt, so lässt sich dies auch ohne grossen, zusätzlichen Koordinationsaufwand organisieren.

So könnte man im Fach Natur & Technik beispielsweise die Informationsübertragung und Verarbeitung beim Thema Elektrizität genauer beleuchten. z.B. Wie messen analoge Sensoren ihre Position? Wie werden die Eingabeinformationen des Sensor zum Prozessor und vom Prozessort zur Ausgabe übertragen? Welche Rolle spielen die Spannung und die Stromstärke bei der Informationsübertragung?
Im Fach Technisches Gestalten könnte man sich wiederum mit der physischen Gestaltung des Gehäuses beschäftigen. Dies je nach Niveau der Klasse auch an tiefergehenden Fragen aufziehen: Was wäre die ideale Position für den Sensor im Gehäuse? Spielt dies eine Rolle? Was wäre das ideale Material für das Gehäuse? Eignen sich alle Materialien gleichermassen? usw.

Damit die Lernenden eine Station als Hausaufgabe erarbeiten konnten, durften sie das Material mit nach Hause nehmen. Aus Erfahrungswerten und „Sicherheitsgründen“ haben wir die Boxen mit dem Material, welches nach Hause genommen wird fotografiert. Das Bewusstsein der Lernenden, dass die Lehrperson weiss, welche Teile sie mit nach Hause genommen haben, fördert erfahrungsgemäss ihre Sorgfalt im Umgang mit den Teilen, welche schnell einmal verloren oder vergessen werden können.

In der kommenden Lektion werden wir uns intensiv mit dem Luftgütesensor MQ135 auseinandersetzen, um uns dann im Anschluss an das Projekt zur CO2-Messung im Klassenzimmer zu machen.

Physical Computing: Wir bauen uns ein CO2-Messgerät

Der digitale Wandel schafft nicht nur bei Software, sondern auch bei der Hardware ganz neue Möglichkeiten. Elektronische Sensoren und Teile, die früher für Private unerschwinglich waren, können heute von Schulen für wenig Geld gemietet, oder gar gekauft werden. Während es vor 10 Jahren kaum vorstellbar gewesen ist, Schüler*innen im Schulzimmer ihre eigenen CO2-Messgeräte bauen und programmieren zu lassen, möchten wir zeigen, dass dies bereits heute keine grosse Herausforderung mehr sein muss.

Gut belüftete Innenräume sind wichtig für das Wohlbefinden und die Gesundheit. Dies ist keine neue Erkenntnis, der Einfluss der Raumluft auf die Übertragung von Krankheiten rückt jedoch derzeit in Zusammenhang mit der SARS-CoV-2-Epidemie verstärkt in den Fokus. Daher wollen wir in den kommenden Wochen darauf hinarbeiten, die Schüler*innen eigene CO2-Messgeräte entwickeln zu lassen, die dann im Unterricht rechtzeitig daran erinnern, die Klassenzimmer ausreichend zu belüften.

Auf dem Weg zu gesünderer Luft im Klassenzimmer haben sich Schüler*innen der ersten Oberstufe an der Projektschule Sek Eins Höfe zum Projektauftakt mit einem Baukasten und einer Programmierumgebung für Physical Computing vertraut gemacht. Beim Physical Computing geht es darum, auf kreative Weise interaktive, physische Objekte zu gestalten und entwickeln, die über Sensoren und Aktoren mit ihrer Umwelt interagieren. In den kommenden Wochen werden die Schüler*innen lernen, wie man mit Sensorik Umweltdaten erfassen und auf einem Mikrocontroller verarbeiten kann, um mithilfe von Aktoren verschiedene Ausgabemöglichkeiten zu nutzen. Dabei werden sie in die Rollen von  Erfindern und Entwicklern schlüpfen, Rechercheaufgaben und Untersuchungen im Schulhaus durchführen und natürlich ihre Geräte bauen, programmieren und gestalten.

Am vergangenen Donnerstag 12.11.2020 haben wir mit der ersten Lektion gestartet. Wie immer im Fach Medien & Informatik verging die Zeit wie im Fluge. Die Ziele dieser ersten Lektion bestanden darin, den Lernenden einen Einblick in das Themenfeld Physical Computing zu geben und sie die nötigen technischen Vorbereitungen für das Stationenlernen und die anschliessende Projektarbeit treffen zu lassen. Dies gelang uns auch. Die Lernenden waren sofort sehr interessiert für das Thema und fanden den Gedanken, selber ein CO2 Messgerät programmieren zu können, faszinierend. Sie waren die ganze Lektion über motiviert und voller Tatendrang.

In Zukunft würde es sich jedoch empfehlen, die Lernenden im Vorhinein die Software zu Hause herunterladen zu lassen und sie mittels einer kurzen Videoanleitung anzuleiten. Bei einem Download während der Unterrichtszeit ist das WLAN der Schule aufgrund der grossen Datenmenge des Installationspakets schnell überlastet. Eigentlich wurde der Download und die Installation als Hausaufgabe auf die Lektion erteilt, einige Lernenden waren mit diesem Auftrag jedoch überfordert. Sie haben entweder eine falsche Version des Intsallationsclients (z. B. für ein falsches Betriebssystem) heruntergeladen, oder konnten den Client nicht richtig installieren (Admin-Warnung). Diese Zeit liesse sich im Unterricht effizienter nutzen. Ein weiteres Thema ist das Material-Management: Aufgrund der beschränkten Zeit für das Fach (Einzellektion à 45min) mussten die Lernenden mitten im Bau / den Vorbereitungen für eine Aufgabe aufhören. Um nicht zusätzliche Zeit mit dem Sortieren / Zurückräumen des Materials zu verlieren, haben wir den Lernenden kleine Kartonboxen zur Verfügung gestellt, in welche sie ihr aktuelles Material verräumen und dann in der nächsten Lektion direkt wieder starten zu können.

Diese 1. Lektion haben wir als einen für die Lernenden sehr motivierenden Einstieg in das Thema erlebt, obwohl die Inhalte für die Altersgruppe (7. Klasse) eher anspruchsvoll sind. Die Herausforderungen dieser ersten Lektion gab es primär im Bereich des Zeit- und Materialmanagements. Da die nächste Lektion aufgrund einer Projektwoche ausfällt, werden wir am Donnerstag, d. 19.11. eine Doppellektion Medien & Informatik unterrichten. Wir vermuten, dass dies insbesondere beim Thema Physical Computing den Lernenden einen besseren Flow und Fokus ermöglicht, als dies bei den knappen Einzellektionen der Fall ist.

Stefan Huber & Mareen Przybylla

Spicken bei digitalen Sprachprüfungen: Richtige Einstellungen zu Beginn des Schuljahres

Wer digitale Sprachprüfungen mit Microsoft Forms oder anderen Tools macht, hat vielleicht auch schon die Erfahrung gemacht, dass Lernende überdurchschnittlich gut abschneiden. Das kann einen einfachen Grund haben: Sie spicken mit der Bing-Übersetzung.

Dieses standartmässige Add-On erlaubt es Lernenden per einfachen Rechtsklick auf ein Wort dieses von oder in eine beliebige Sprache zu übersetzen. Diese Möglichkeit wird von Lernenden gerne genutzt, da sie innert Sekunden,ohne das Öffnen einer zusätzlichen Seite funktioniert und so von der Lehrperson oft unbemerkt bleibt. Auch der Prüfungsmodus von Microsoft Forms deaktiviert das Add-On nicht!

Im Anhang findet Ihr eine Kurzanleitung wie Ihr mittels Einstellungen an den Schülertablets das Problem umgehen könnt. Es empfiehlt sich diese Einstellung direkt zu Beginn des Schuljahres selber an den Schülertablets vorzunehmen. Am besten ohne die Lernenden darüber zu informieren.

Ich habe auch unsere Informatik-Firma auf die Problematik aufmerksam gemacht. Idealerweise würde diese nämlich die Verwendung von Add-Ons im Internetexplorer standartmässig deaktivieren.

Habt Ihr bereits selber ähnliche Erfahrungen gemacht? Würdet Ihr gerne mehr über das Erstellen von digitalen Prüfungen mit Forms erfahren? Dann lasst doch einen Kommentar zurück!