Pixilation «neighbours»

Pixilation «neighbours» Klasse S2a 2017/18

von Barbara Ramer (LP bildnerisches Gestalten)
Bezogen auf den Ausstellungsbesuch «Hallo, Nachbar» im Vögele Kulturzentrum beschäftigten sich die Lernenden im Bildnerischen Gestalten in verschiedenen Darstellungsmöglichkeiten mit der persönlichen Nachbarschaft. Die Urpixilation in der Ausstellung – «Neighbours» von Norman McLaren (Pionier u. Oscar im Animationsfilm 1953 – UNESCO Weltdokumentenerbe) – regte zur Storyboardentwicklung eigener Nachbarschaftsgeschichten an.

Stopmotion wird in Einzelbildern zBsp mit einer digitalen Fotokamera produziert. Für die Einzelbildaufnahmen wurden die Filmgebenden wichtigen Einstellungsgrössen (Totale Halbtotale Amerikanisch Brustbild Nah Detail) thematisiert und wichtiges hinsichtlich Licht, Schärfe und Distanz in der digitalen Fotografie gelernt.

Produziert wurde zuerst ein Sachtrick (Animation mit Gegenständen) um das Programm «Stopmotion ProEclipse» kennenzulernen. Dazu gehörte verdoppeln/schneiden von Bildern, verlängern, kürzen, umkehren von Sequenzen um eine interessante Rhythmisierung zu erreichen. Mit Hilfe dieser Kenntnis erarbeiteten die Lernenden die eigentliche Pixilation (verrückte Animation mit Personen) in Einzelbildaufnahmen zum Thema. Als Videodatei ausgegeben und ins Filmprogramm «Adobe Premiere Elements» importiert, wurde von den Lernenden die Animation in der Audio- und zweiter Videospur überarbeitet und mit Vor-, Abspann als eigenständigen Film ausgegeben.

„Meeting Neighbours“

 

„Nachbarstreit“

 

„Scary Bags“

Videoprojekte im Fremdsprachenunterricht

Ich bin der festen Überzeugung, dass das Ziel eines jeden Fremdsprachenunterrichts die Förderung von grundlegenden kommunikativen Sprachfertigkeiten sein sollte. Die mündliche Kommunikation (produktiv wie auch rezeptiv) liegt mir dabei besonders am Herzen. Ein handlungs- und produktionsorientierter Ansatz eröffnet den Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten, sich individualisiert nach ihrem derzeitigen Sprachstand weiterzuentwickeln.

Das Projekt

Ausgehend von den Lehrmitteln «New Inspiration 2» und «Envol 7» gestalten die Lernenden ihr eigenes Videoprojekt, welches zentrale Inhalte der behandelten Unterrichtseinheit aufgreift. Nachdem die dazu notwendigen grammatikalischen Strukturen und das grundlegende Vokabular erarbeitet wurden, erhielten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, diese Sprachstrukturen in einer (halb-)authentischen Kommunikationssituation zu festigen und zu vertiefen. Die Lernenden wurden durch einen Mündlich Prüfung Videos U7 unterstützt, wobei die Handlungsanweisungen stets Platz für Kreativität und individuelle Umsetzungsmöglichkeiten liessen.

Zeitlicher Rahmen

Den Lernenden wurde zur Planung und Realisierung der Videoprojekte zwischen drei und fünf Lektionen zur Verfügung gestellt. Dieser zeitliche Rahmen erwies sich bereits bei mehreren Videoprojekten als optimale Grundlage für eine sauber strukturierte und sprachlich fundierte Auseinandersetzung mit dem Projekt. Vielfach wurden die Videos selbst dann in der Freizeit an speziellen Orten und Schauplätzen gedreht.

Hilfestellungen

  • Der Leitfaden

Der Leitfaden verweist explizit nochmals auf behandelte Theorieseiten im Lehrmittel, die bei der Planung hilfreich sein könnten. Des Weiteren schafft er Transparenz bezüglich den Leistungserwartungen und verleiht den Videos eine einheitliche Struktur mit Möglichkeiten zur Individualisierung.

  • Die Lehrperson

Da die Schülerinnen und Schüler während des Projektes sehr selbstständig arbeiten, hat die Lehrperson die Möglichkeit, die einzelnen Gruppen binnendifferenziert zu unterstützen.

  • Das Tablet

Die meisten Lernenden schreiben die schriftliche Version des gesprochenen Textes auf dem Tablet nieder. Auch hier zeigt sich der individuelle Zugang zu bereits bekannten Softwareprogrammen oder technischen Unterstützungsmöglichkeiten: Während einige Gruppen gemeinsam auf Microsoft OneNote am Text schreiben, verwenden andere Microsoft Word mit der integrierten Sprachkorrekturfunktion. Wiederum andere Gruppen verwenden Apps/Internetseiten wie leo.org oder linguee.de zur sprachlichen Unterstützung. Auch die Aussprachefunktion von leo.org wird von den Lernenden häufig verwendet.

Da es bei den ersten Versuchen noch vermehrt vorkam, dass einzelne Gruppen Google-Translate als neuen besten Freund entdeckten, stellte ich den Lernenden nach einer gewissen Zeit den DeepL-Translator vor. Dabei thematisierten wir die Tücken und sprachlichen Grenzen eines solchen Übersetzungsprogrammes, allerdings auch das Lernpotenzial hinsichtlich Wortschatzarbeit, Verwendung von Synonymen und Erwerb von sprachlichen Grundstrukturen. Dabei gefällt mir persönlich besonders, dass der DeepL-Translator auch alternative Sprachvarianten aufzeigt und dass jedes übersetzte Wort angeklickt werden kann, damit einem zahlreiche, meist kontextrelevante, Synonyme empfohlen werden. Grundsätzlich teile ich den Lernenden jedoch stets mit, dass sie in erster Linie mit ihren vorhanden sprachlichen Kompetenzen arbeiten sollen und dass ich nichts erwarte oder voraussetze, was wir nicht auch bereits im Unterricht behandelt haben.

  • Das Smartphone

Die Schülerinnen und Schüler benutzten das Smartphone in erster Linie für die Videoaufnahmen. Mit Apps wie VivaVideo, VideoCutter oder VideoShow haben einige Gruppen ihre Videos mit zusätzlichen Effekten aufgemotzt. Da wir die Apps während des Unterrichts nie thematisiert haben, habe ich den Gruppen freigestellt, ihre Videos zusätzlich zu bearbeiten. Obwohl die zusätzliche Bearbeitung mit einem zeitlichen Zusatzaufwand verbunden war und keineswegs bewertungsrelevant war, entschieden sich viele Lernende dazu, diese Zusatzarbeit freiwillig zu leisten.

Positive Aspekte der Videoprojekte

  • Freude und Individualisierung beim Fremdsprachenerwerb
  • Förderung von überfachlichen Kompetenzen wie Selbstständigkeit, Eigenständigkeit, Kooperations- und Problemlösefähigkeit
  • Möglichkeiten eines interdisziplinären Ansatzes mit weiteren Fachbereichen (z.B. Medien- und Informatik, Geschichte, Lebenskunde, etc.)
  • Die Videoprojekte mindern Hemmungen bei der mündlichen Kommunikation im Fremdsprachenunterricht; besonders im Fach Französisch, da die Lernenden die Möglichkeit haben, sich selbst anhand der gedrehten Videos zu analysieren, zu reflektieren und zu verbessern, falls sie mit dem Endprodukt nicht zufrieden sind.
  • Eine hohe Motivation und Kreativität seitens der Lernenden im Umgang mit Fremdsprachen
  • Ein persönlicher Zugang zur Sprache (emotionale, motivationale und volitive Faktoren)
  • Hohe Schüleraktivität: Fremdsprache als Verständigungssprache auch während der Planung und Realisierung der Videos
  • Erwerb, Festigung und Vertiefung von sprachlichen Strukturen
  • Kennenlernen von kulturellen Eigenheiten der Zielsprache je nach Videoprojekt und Schwerpunkt

Mögliche Stolpersteine

  • Blindes Vertrauen in Sprachassistenten und Übersetzungsprogramme wie Google Translate oder DeepL
  • Grösse der Videodatei beim Verschicken – USB-Stick, Komprimierung evtl. thematisieren oder Arbeit mit einer Cloud
  • Aufwendige Nachbearbeitung der Videos – auch wenn sie freiwillig ist, viele Gruppen haben hier sehr viel Zeit investiert

Eindrücke gefällig?

Hier ein kleiner Auszug aus einem längeren Video meiner 2. Realklasse 🙂

 

Lernfilm Geschichte

Weg von schleppenden Leitprogrammen hin zu ansprechenden Lernfilmen

                    

Seit ich mich dazu entschied, das Fach „Geschichte und politische Bildung“ zu unterrichten, kaut mir meine Freundin das Ohr ab.

„Politik ist wichtig. Jugendliche müssen zu politischem Handeln aktiviert und inspiriert werden. Sie müssen verstehen, wie unser Staat aufgebaut ist und wie er in seinen Grundzügen funktioniert.“ Naja, was soll ich dem entgegnen? Natürlich unterstütze ich diese Auffassung, doch bisher ist es mir ehrlich gesagt nicht gelungen, wirklich nachhaltige politische Bildung zu betreiben.

Als ich mich an die Jahresplanung für das neue Schuljahr machte und dabei auf die Infobroschüre und das Leitprogramm des Bundes „Der Bund kurz erklärt“ stiess, war mir klar, dass ich dieses Mal einen anderen Weg einschlagen musste. Die Texte und das Leitprogramm sind gut, teilweise komplex, informativ und präzise. Doch die eigenständige Auseinandersetzung anhand eines Leitprogramms schien mir nicht der richtige Weg zu sein, die Thematik zu erarbeiten, zumal gemäss meiner eigenen Erfahrung, Lernende mit der Informationsfülle/Informationsflut der Broschüre häufig überfordert sind. Inspiriert durch ein Projekt von Patrik Bernhard, Lehrperson der Projektschule Goldau, entschied ich mich dazu, die Thematik anhand von Lernfilmen zu erarbeiten und so ein digitales Klassenzimmer einzurichten.

Die Broschüre „Der Bund kurz erklärt“ bildete dabei weiterhin die inhaltliche Grundlage für die Erarbeitung der Thematik. Die einzelnen Themenbereiche sind grösstenteils inhaltlich unabhängig voneinander, vereinzelt mussten gewisse Begriffe als Grundlage erklärt werden. Interessengeleitet entschieden sich die Lernenden in Kleingruppen für ein Unterkapitel aus der Broschüre und bearbeiteten die entsprechenden Seiten dazu im Leitprogramm. Sie wurden Experten für ihre Thematik, lasen, recherchierten, übersetzten schwierige Begriffe, fassten zusammen und ordneten ihr erworbenes Wissen in einer Strukturskizze.

Nachdem den Lernenden Beispiele von Lernfilmen aufgezeigt und deren typische Merkmale herausgemeisselt wurden, ging es an die Erarbeitung des Drehbuchs (weiterführende Materialien). Die Gruppen mussten nun erneut den informativen Grundlagentext aus der Broschüre herunterbrechen, vereinfachen, strukturieren und sinnvoll aufbereiten, immer mit der Idee im Hinterkopf, dass das Hauptziel des Filmes ist, Lernenden, welche keine Experten in der Thematik sind, den Sachverhalt möglichst konkret und pointiert zu vermitteln. Persönliche Standortgespräche mit jeder Gruppe halfen mir dabei, den Lernenden weitere Tipps zu geben oder noch vorhandene Unklarheiten bezüglich Inhalt oder Strukturierung zu klären.

Nachdem das Drehbuch auf dem Tablet geschrieben und überarbeitet wurde, widmeten sich die Schüler/innen der gestalterischen Arbeit. Illustrationen und Bilder zur Visualisierung wurden gesucht, gesammelt, ausgedruckt und ausgeschnitten. Anschliessend ging es an die Filmaufnahmen. Natürlich waren bei allen Gruppen mehrere Takes vonnöten. Die Kameraeinstellung musste angepasst, Versprecher ausgemerzt und die Visualisierungen auf den Sprechertext angepasst werden. Gefilmt wurde nach individueller Präferenz teils mit dem Tablet, teils mit dem Smartphone. Die Smartphone-Gruppen begründeten ihren Entscheid dadurch, dass sie anschliessend den Lernfilm noch schneiden und weiterbearbeiten möchten und sie die dazu notwendigen Apps bereits auf dem Handy haben.

Anschliessend wurden die Lernfilme auf dem schulinternen Portal den Gruppen zur Verfügung gestellt. Die Gruppen hatten nun die Möglichkeit, ihr Wissen mit Hilfe der übrigen Lernfilme zu erweitern, bei Bedarf bei den Expertengruppen nachzufragen und so verschiedene Themenbereiche der Schweizer Politik und des Bundes kennenzulernen. Auch hatten die Gruppen den Auftrag, die Lernfilme ihrer Mitschüler/innen kriterienorientiert zu beurteilen und ein ehrliches Feedback zu schreiben. So wurde ein digitales Klassenzimmer geschaffen, in welchem sich die Schüler/innen in ihrem eigenen Tempo bereits vorstrukturierte und heruntergebrochene Themeninhalte erarbeiten konnten.

Aus Gründen der inhaltlichen Qualitätssicherung entschied ich mich dazu, sowohl die individuellen Produkte in Form von Lernfilmen als auch den Lernzuwachs anhand der übrigen Expertenvideos zu bewerten. Die Kriterien zur Bewertung des eigenen Lernfilms wurden den Lernenden bereits früh transparent gemacht und boten so eine hilfreiche Unterstützung und Orientierung. Anschliessend erstellte ich auf der Grundlage der Videos Lernziele zu jedem Lernfilm, welche abschliessend mit einer summativen Lernkontrolle überprüft wurden. Es wurde nicht geprüft, was nicht in den Lernfilmen vorgekommen ist. Hier werde ich mir das nächste Mal Gedanken dazu machen, wie die Lernenden selbst optimal dazu angeleitet werden können, Lernziele für ihre eigenen Videos zu formulieren.

Zwischenzeitlich fragte ich mich, ob es der Aufwand und all die Bemühungen wert waren und ob der Lernertrag den zeitlichen Aufwand rechtfertigte. Ehrlich gesagt weiss ich nicht, ob der rein fachliche Lernzuwachs insgesamt höher war, als wenn ich ausschliesslich mit dem Leitprogramm gearbeitet hätte. Doch wiederum war es meine Freundin, die mir hier die Augen öffnete. Der Lernzuwachs ging bei diesem Projekt über das fachliche Wissen hinaus. Die Schüler/innen gingen eigenen Interessen nach, planten, kooperierten und strukturierten ihr Wissen selbst. Sie wurden in ihrer Selbstständigkeit und Eigenverantwortung gefördert. Sie konnten sich die Inhalte gemäss ihrem eigenen Vorwissen und ihrem eigenen Lerntempo binnendifferenziert erarbeiten. Lernen und politische Bildung wurde individualisiert, persönlich.

Würde ich das Projekt erneut in Angriff nehmen? Auf jeden Fall!

Marc Helbling, September 2017