Etherpad – Freies Schreiben im Fremdsprachenunterricht

Etherpad im Französischunterricht

Während einer Lektion pro Woche steht bei uns auf der Sekundarstufe im Französischunterricht „Begabungs- und Begabtenförderung“ auf dem Programm. Dabei handelt es sich um ein Zeitgefäss, welches den Lernenden in Kleingruppen individuelle und interessengeleitete Zugänge zur Sprache bieten soll.

Perspektivenwechsel war also gefragt! Die einzig richtige Schlussfolgerung hinsichtlich der Lektionsplanung war meines Erachtens, dass ich die Schüler/innen selbst entscheiden oder zumindest mitbestimmen lasse, an welchen Themenbereichen sie arbeiten möchten. Die Zugrichtung war klar: freies Sprechen, freies Schreiben und Wortschatzübungen. Inspiriert durch die Weiterbildungswoche „Medien und Informatik“ an der PHSZ, entschied ich mich dazu, im Bereich „freies Schreiben“ Etherpad auszuprobieren.

In einem ersten Schritt erarbeiteten sich die Schüler/innen in einem Repetitionsauftrag den grundlegenden Wortschatz zur Unité 2 mit Hilfe von Quizlet. Anschliessend thematisierten wir gemeinsam gängige Satzstrukturen und Ausdrucksmöglichkeiten im Französischunterricht. Danach stiess ich die Schüler/innen ins kalte Wasser.

Auf Etherpad sollten sie nun in Kleingruppen eine Geschichte schreiben und sich dabei am Vokabular der Unité 2 und an den besprochenen Satzstrukturen orientieren. Schön zu beobachten war, dass ausnahmslos alle Schüler/innen an der Geschichte teilnahmen, ihren Beitrag leisteten, sich gegenseitig kontrollierten und korrigierten. Die synchrone Kommunikation erlaubte es den Lernenden, gegenseitig von einander zu profitieren und gleich Stellung zu beziehen. Nicht selten kam es vor, dass einzelne Schüler/innen intrinsisch motiviert im Internet nach weiteren Worten, Satzstellungen oder Ausdrücken suchten.

Von der Lektion konnten alle Lernenden profitieren, Französisch (und dann erst freies Schreiben AUF FRANZÖSISCH!) machte Spass!

Auszug Etherpad 1

Auszug Etherpad 2

Marc Helbling, September 2017

PenPals-Project

 Kulturelles Lernen im Fremdsprachenunterricht oder «von der Liebe zu Donuts»

Fremdsprachenerwerb ist für mich im besten Fall gleichzusetzen mit kulturellem Lernen. Weshalb lernen die Schüler/innen denn eine Fremdsprache? Um Lehrpersonen innerhalb des Klassenzimmers zu beeindrucken? Um zukünftige Arbeitgeber mit offiziell anerkannten Diplomen zu beeindrucken? Naja, vielleicht ja auch…aber das Erlernen einer Fremdsprache soll in erster Linie den Lernenden die Möglichkeit bieten, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und den eigenen Erfahrungshorizont zu erweitern.

Letzte Woche habe ich mit meiner Klasse am Projekt «World Explorers» von PenPalSchools gestartet. Über einen Zeitraum von sechs Wochen kommunizieren und interagieren meine Schüler/innen nun mit anderen Jugendlichen aus allen Kontinenten. Eine wöchentliche Einstiegslektion bietet nebst einer inhaltlichen Gesprächsgrundlage weitere sprachliche Hilfestellungen wie neues Vokabular oder sprachstrukturelle Hilfen (z.B. Wie formuliere ich eine Frage?).

Penpal Schools wird bereits von über 15’000 Lehrpersonen in 144 Ländern verwendet. Für die ersten 5 Lehrpersonen pro Schulhaus ist das Programm derzeit noch kostenlos. Die Seite eignet sich um authentisches Fremdsprachenlernen in der direkten Interaktion mit anderen Lernenden zu fördern. Die Partnerschulen werden geprüft und sind vertrauenswürdig. Aus kulturellen Gründen werden allen Lernenden vier weitere Penpals des gleichen Alters und Geschlechts zugeordnet. Auch haben die Penpals eine vergleichbare Sprachkompetenz. Als Lehrperson steht mir ein Dashboard zur Verfügung, auf welchem ich die asynchronen Chatverläufe meiner Klasse lesen, überprüfen, kommentieren und bewerten kann.

Die Schüler/innen freuten sich enorm darauf, das Lehrmittel einmal beiseite zu legen und über die digitale Welt in andere Kulturen einzutauchen. Nun arbeiten wir jeweils montags mit PenPalSchools und trainieren damit unsere Lesekompetenzen, verfeinern unsere sprachliche Ausdrucksfähigkeit, erwerben neues Vokabular, lernen, was es heisst, sich im Internet darzustellen und was das Leben auf anderen Erdteilen zu bieten hat.

Dabei werden sowohl kulturelle Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten erkannt. So stellte einer meiner Schüler mit Freude fest, dass auch in Amerika (wer hätte es gedacht?) Donuts auf dem Tagesprogramm stehen…

Ob vor oder nach dem Zähneputzen – wie bei meinem Schüler – ist dabei offengeblieben :-)…

 

Marc Helbling, Oktober 2017

Lernfilm Geschichte

Weg von schleppenden Leitprogrammen hin zu ansprechenden Lernfilmen

                    

Seit ich mich dazu entschied, das Fach „Geschichte und politische Bildung“ zu unterrichten, kaut mir meine Freundin das Ohr ab.

„Politik ist wichtig. Jugendliche müssen zu politischem Handeln aktiviert und inspiriert werden. Sie müssen verstehen, wie unser Staat aufgebaut ist und wie er in seinen Grundzügen funktioniert.“ Naja, was soll ich dem entgegnen? Natürlich unterstütze ich diese Auffassung, doch bisher ist es mir ehrlich gesagt nicht gelungen, wirklich nachhaltige politische Bildung zu betreiben.

Als ich mich an die Jahresplanung für das neue Schuljahr machte und dabei auf die Infobroschüre und das Leitprogramm des Bundes „Der Bund kurz erklärt“ stiess, war mir klar, dass ich dieses Mal einen anderen Weg einschlagen musste. Die Texte und das Leitprogramm sind gut, teilweise komplex, informativ und präzise. Doch die eigenständige Auseinandersetzung anhand eines Leitprogramms schien mir nicht der richtige Weg zu sein, die Thematik zu erarbeiten, zumal gemäss meiner eigenen Erfahrung, Lernende mit der Informationsfülle/Informationsflut der Broschüre häufig überfordert sind. Inspiriert durch ein Projekt von Patrik Bernhard, Lehrperson der Projektschule Goldau, entschied ich mich dazu, die Thematik anhand von Lernfilmen zu erarbeiten und so ein digitales Klassenzimmer einzurichten.

Die Broschüre „Der Bund kurz erklärt“ bildete dabei weiterhin die inhaltliche Grundlage für die Erarbeitung der Thematik. Die einzelnen Themenbereiche sind grösstenteils inhaltlich unabhängig voneinander, vereinzelt mussten gewisse Begriffe als Grundlage erklärt werden. Interessengeleitet entschieden sich die Lernenden in Kleingruppen für ein Unterkapitel aus der Broschüre und bearbeiteten die entsprechenden Seiten dazu im Leitprogramm. Sie wurden Experten für ihre Thematik, lasen, recherchierten, übersetzten schwierige Begriffe, fassten zusammen und ordneten ihr erworbenes Wissen in einer Strukturskizze.

Nachdem den Lernenden Beispiele von Lernfilmen aufgezeigt und deren typische Merkmale herausgemeisselt wurden, ging es an die Erarbeitung des Drehbuchs (weiterführende Materialien). Die Gruppen mussten nun erneut den informativen Grundlagentext aus der Broschüre herunterbrechen, vereinfachen, strukturieren und sinnvoll aufbereiten, immer mit der Idee im Hinterkopf, dass das Hauptziel des Filmes ist, Lernenden, welche keine Experten in der Thematik sind, den Sachverhalt möglichst konkret und pointiert zu vermitteln. Persönliche Standortgespräche mit jeder Gruppe halfen mir dabei, den Lernenden weitere Tipps zu geben oder noch vorhandene Unklarheiten bezüglich Inhalt oder Strukturierung zu klären.

Nachdem das Drehbuch auf dem Tablet geschrieben und überarbeitet wurde, widmeten sich die Schüler/innen der gestalterischen Arbeit. Illustrationen und Bilder zur Visualisierung wurden gesucht, gesammelt, ausgedruckt und ausgeschnitten. Anschliessend ging es an die Filmaufnahmen. Natürlich waren bei allen Gruppen mehrere Takes vonnöten. Die Kameraeinstellung musste angepasst, Versprecher ausgemerzt und die Visualisierungen auf den Sprechertext angepasst werden. Gefilmt wurde nach individueller Präferenz teils mit dem Tablet, teils mit dem Smartphone. Die Smartphone-Gruppen begründeten ihren Entscheid dadurch, dass sie anschliessend den Lernfilm noch schneiden und weiterbearbeiten möchten und sie die dazu notwendigen Apps bereits auf dem Handy haben.

Anschliessend wurden die Lernfilme auf dem schulinternen Portal den Gruppen zur Verfügung gestellt. Die Gruppen hatten nun die Möglichkeit, ihr Wissen mit Hilfe der übrigen Lernfilme zu erweitern, bei Bedarf bei den Expertengruppen nachzufragen und so verschiedene Themenbereiche der Schweizer Politik und des Bundes kennenzulernen. Auch hatten die Gruppen den Auftrag, die Lernfilme ihrer Mitschüler/innen kriterienorientiert zu beurteilen und ein ehrliches Feedback zu schreiben. So wurde ein digitales Klassenzimmer geschaffen, in welchem sich die Schüler/innen in ihrem eigenen Tempo bereits vorstrukturierte und heruntergebrochene Themeninhalte erarbeiten konnten.

Aus Gründen der inhaltlichen Qualitätssicherung entschied ich mich dazu, sowohl die individuellen Produkte in Form von Lernfilmen als auch den Lernzuwachs anhand der übrigen Expertenvideos zu bewerten. Die Kriterien zur Bewertung des eigenen Lernfilms wurden den Lernenden bereits früh transparent gemacht und boten so eine hilfreiche Unterstützung und Orientierung. Anschliessend erstellte ich auf der Grundlage der Videos Lernziele zu jedem Lernfilm, welche abschliessend mit einer summativen Lernkontrolle überprüft wurden. Es wurde nicht geprüft, was nicht in den Lernfilmen vorgekommen ist. Hier werde ich mir das nächste Mal Gedanken dazu machen, wie die Lernenden selbst optimal dazu angeleitet werden können, Lernziele für ihre eigenen Videos zu formulieren.

Zwischenzeitlich fragte ich mich, ob es der Aufwand und all die Bemühungen wert waren und ob der Lernertrag den zeitlichen Aufwand rechtfertigte. Ehrlich gesagt weiss ich nicht, ob der rein fachliche Lernzuwachs insgesamt höher war, als wenn ich ausschliesslich mit dem Leitprogramm gearbeitet hätte. Doch wiederum war es meine Freundin, die mir hier die Augen öffnete. Der Lernzuwachs ging bei diesem Projekt über das fachliche Wissen hinaus. Die Schüler/innen gingen eigenen Interessen nach, planten, kooperierten und strukturierten ihr Wissen selbst. Sie wurden in ihrer Selbstständigkeit und Eigenverantwortung gefördert. Sie konnten sich die Inhalte gemäss ihrem eigenen Vorwissen und ihrem eigenen Lerntempo binnendifferenziert erarbeiten. Lernen und politische Bildung wurde individualisiert, persönlich.

Würde ich das Projekt erneut in Angriff nehmen? Auf jeden Fall!

Marc Helbling, September 2017

OneNote Class Notebook im Einsatz

OneNote Class Notebook zur Unterstützung des (individuellen) Lernens Fokus: Ablaufplan – Kompetenzliste – Punkteübersicht – Materialien

Kurze Übersicht zu OneNote
OneNote Class Notebook ist ein Teil des Office 365 Softwareangebots, welches Microsoft angemeldeten Schulen gratis zur Verfügung stellt. Vielleicht benutzt du OneNote bereits in deinem persönlichen Bereich. Mit «OneNote Class Notebook» hat Microsoft eine Erweiterung zur Verfügung gestellt, die ganz auf den Bildungsbereich zugeschnitten ist. Ein Class Notebook – zu deutsch: «Kursnotizbuch» – ist für die eine Klasse sehr schnell eingerichtet.
Es bietet drei Teile. In der Inhaltsbibliothek kann die Lehrperson Dateien ablegen und zur Verfügung stellen, während die Schülerinnen und Schüler (SuS) nur Leserechte haben. Jede Schülerin und jeder Schüler kann in seinem eigenen Schülernotizbuch Dateien ablegen, bearbeiten und löschen. Die selben Rechte besitzt auch die Lehrperson. So lassen sich dort z. B. auch Arbeiten, welche ev. zuvor mit der entsprechenden Funktion an die Schülerinnen und Schüler verteilt wurden, korrigieren. Der Platz zur Zusammenarbeit ist gemeinsames Notizbuch der Klasse, welches für alle einsehbar und bearbeitbar ist.

OneNote im konkreten Einsatz im Geografie-Unterricht
In der Inhaltsbibliothek stelle ich den SuS verschiedene Materialien zur Verfügung, welche ich z. T. fortlaufend aktualisiere.

Ablaufplan
Im Ablaufplan können sich die SuS orientieren was, wann geplant ist und in welcher Sozialform sie daran arbeiten können. Insbesondere sehen sie auch, wann Teamarbeiten aber auch Selbstlernphasen eingeplant sind.

Kompetenzliste
Die Kompetenzliste gibt den SuS Auskunft über die zu erwerbenden Kompetenzen, welche Tätigkeiten zu erfüllen sind und welche Materialien sie dabei benützen können oder müssen.

Punkteübersicht
Die Punkteübersicht stellt dar, wie viele Punkte die SuS für welche Arbeiten und für den Schlusstest bekommen.


Arbeitsblätter, Lösungen, Zusatzmaterial, Hausaufgaben
Unter den nächsten Reitern finden die SuS Arbeitsblätter und je nach Aufschaltzeitpunkt Lösungen und Zusatzmaterial. Ebenfalls können Sie die Hausaufgaben einsehen.


Mehrwert durch die Verwendung von Class Notebook
Da unsere SuS alle in einer 1:1 Ausrüstung mit einem identischen Tablet arbeiten und unsere Schule Office 365 einsetzt, ist der Zugriff auf das Class Notebook recht einfach und funktioniert in der Regel gut. Ebenfalls können die Inhalte auch von Handys und anderen Geräten abgerufen werden. Das Kursnotizbuch ermöglicht mir die genannten Inhalte gezielt, übersichtlich und stets erreichbar zur Verfügung zu stellen. Mit dem Einbezug des Ablaufplans, der Kompetenzlisten… möchte ich das eigenständige, selbstverantwortliche Lernen unterstützen und fördern. In einigen Fällen bieten auch die multimedialen Möglichkeiten und Zusatzmaterialien Vorteile. In ähnlicher Weise arbeiten bereits einige Lehrpersonen an unseren Schulen mit Class Notebook, was auch Vertrautheit gegenüber diesem und ähnlichen Tools schafft. Tool ist gerade ein gutes Stichwort. Das Class Notebook begleitet den Lernprozess, steht aber in keiner Weise in jeder Lektion im Zentrum. Wie die SuS ihr eigenes Schülernotizbuch für ihr persönliches Lernen einsetzen können, es auch zur Abgabe und Korrektur genutzt werden kann, möchte ich bei anderer Gelegenheit stärker betonen. Gerne berichte ich bei Gelegenheit hier wieder darüber.

Bruno Stürmlin, Oktober 2017